Donnerstag, 15. März 2007

Wanderungen eines Bohnenstrohs - Oder: Auf der Suche nach der Hoffnungslosigkeit (ein Auzug)

Es wollte einmal ein Bündel Bohnenstroh die Welt kennenlernen und machte sich auf die Wanderschaft. * Als es an eine Wiese kam und das Gras wiegte hin und her uns es summte und brummte, dass es eine Lust war, schien es völlig überwältigt und schwor, so etwas noch nicht gesehen zu haben. „Ei!“ rief es, „was seid ihr für muntere Gesellen! Ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen. Wer seid ihr, wo kommt ihr her und was tut ihr hier?“ –
„Verzieh dich, Bohnenstroh“ erwiderte das Gras, „wir sind bodenständige Leute, wir ernähren uns durch ehrliche Arbeit. Herumtreiber wie du kennen keine Verantwortung, haben keine Heimat und keine Religion. Pack dich! Wir wollen mit dir nichts zu schaffen haben.“
Da wurde das Bohnenstroh so traurig, daß es weinen mußte. Und es weinte so sehr, daß es von immer mehr Tränen immer schwerer wurde, bis es sich endlich nicht mehr regen konnte.

*Bohnenstrohliche Wanderungen sind weder verbürgt noch wissenschaftlich untersucht. Obwohl vergleichbare Wanderungen der Elfen und Nereiden, Musen und Eroten, Ölprinzen und Erbprinzen, Erlkönige und Schneekönige, Küchenschaben, Korkenzieher, Kichererbsen und Syndromfamilien, von Isis und Osiris, Sigurd und Bodo, Trompeter und Hans-Peter, der Nadelstreifen, Bremsstreifen, Einstreicher, Zapfenstreicher, Spontifexe, Gesinnungsmonster und Denkmalspechte; von Staatsmaterialisten und Kriegspazifisten, Weltranglisten und Kruzifixen, Nepotisten, Defätisten, Avantgardisten, Individualisten, Kollektivisten, Karnevalisten, Beziehungskisten, Konsumterroristen {vornehmlich in Afrika beißen Bonbontyrannen nach wie vor auf Granit: Zwar quellen Broschüren und Faltblätter mit einschlägigen Lockangeboten aus allen Briefkästen, die man in den Krals an den Lehmhütten mehr schlecht als recht angebracht hat, - doch auf dem schwarzen Kontinent interessieren diese hochglänzenden und farbenprächtigen Zeugen gewerblicher Liebesmüh‘ genauso wenig wie das tägliche Brot oder die ständig angebotenen Einführungsveranstaltungen in eine FDD (Friß das Doppelte) – Diät, die nur von einigen Häuptlingen, Königen und Staatspräsidenten, von denen aber regelmäßig, besucht werden - selbst karitative Fütterungslehrgänge bleiben ohne großen Erfolg: Nach wie vor ist der Hungerbauch das herausragende Symbol der Verweigerung – der stolzen Verweigerung einer hedonistischen Welt mit ihrem von den westlichen Sozialstaaten und multinationalen Konzernen verordneten Freßzwang}, Nihilisten (nix da), Existentialisten (nix danach), Fetischisten (alles anpacken), Slawisten (alles einpacken), Christoisten (alles verpacken), Nudisten (alles auspacken), Spiritisten, Automatisten, Wartelisten, Monogamisten, Zölibatisten, Seifenkisten, Kinkerlitzchen; von Weltstenographen in Knickerbockern, Kurschatten und Stubenhockern, Lebensmitschreibern, Klinkenputzern, Ablachern und Abkochern, Bürokraten, Technokraten, Nomokraten und Gerontokraten, Satansbraten, Sonntagsbraten, Ochlokraten mit ihren obligatorischen Monatsraten (zu zahlen an die Plutokraten); der Knurrhähne und halben Hähnchen, Klappmützen und Schlafmützen, Meistersinger und Feuersinger; von lecker-lecker und bah wie lecker, Flughunden und Androiden, Bittstellern und Kostgängern, Sinnsuchern und Gewissenswürmern, Hausfreunden und Wahlverwandten, Kammerjägern, Schürzenjägern, Wittkathrinchen und Brommetinchen; der Kugelmythen, Knalltüten, Trantüten; der Mennoniten, Transvestiten, Monolithen und geilen Titten; der roten Zwerge, weißen Zwerge, braunen Zwerge, Gartenzwerge, Weihnachtszwerge, Siebenzwerge, Kuchenzwerge; der weißen Ritter, blauen Reiter, der intergalaktischen und der Kartenreiter; der Philanthropen, Misanthropen, Antilopen, der Zwangskonsumierer (wat rinn mot, mot rinn), Supinierer und Schwadronierer; der Armleuchter und ewigen Lichter, Adventskränze und Fischgesichter, Indolenzen, Kontingenzen, Flatulenzen, Schuleschwänzern, Fächerfurzer, Aromadesigner, der Feuerteufel, Fehlerteufel, Teufelteufel; der Obmänner und Flachmänner, Katharer und Katheder, Currywürste, Hanswürste, Drietschörjer und Rotzlöffel, Reflexionsgruppen und Verständigungsproblematiker; von Gummibärchen und Glühwürmchen, Kräuterkäferchen und Grubenhäschen; von Heyer Puppa und Bruse Föttche (die, wie jedes Kind „em Brock“ weiß, mit dem ‚Kaffee-Bröckske‘ unterwegs waren) verschiedentlich beobachtet und ausführlich dokumentiert und vielfach besungen worden sind, findet sich über bohnenstrohliche Wanderungen nichts in der Literatur und auch nichts im überlieferten Liedgut der Völker {allenfalls als Synonym für Dummheit erlangte das Bohnenstroh zweifelhaften Ruhm, zweifelhaft deswegen, weil auch dem ehrwürdigen Brot (dumm wie Brot), dem unentbehrlichen Ofen (dumm wie ein Ofen), dem störrischen Esel („Du Esel!“, was frei übersetzt ‚Dummkopf‘ heißt. – Allerdings ist der Esel ein Tier mit vielen Facetten: Bürgermeister, um nur ein Beispiel zu nennen, ist eine weitere subalterne Spielart der Eselei. Stellvertretend für alle Bürgermeister wird der Bürgermeister von Wesel geehrt: Alljährlich pilgern ungezählte Völkerscharen aus aller Herren Länder, natürlich auch jene aus der näheren und weiteren Umgebung von Wesel, ins Gebirge, um der Identität von Amt und Esel ein schallendes Denkmal zu setzen: „Wer ist der Bürgermeister von Weeesel!!!“ brüllt Jung und Alt, Männlein und Weiblein, was die Hälse hergeben. Die Antwort läßt nie lange auf sich warten und lautet immer gleich: „Eeeeeeseeell!“), alsdann der Kuh (blöde Kuh), der Pute (dumme Pute), dem Ochsen (dummer Ochse), der Birne (dummer Helmut Kohl) und wohl noch so manch anderem Getier und Ding eigenschaftlich nachgesagt wird, mithin die Dummheit nicht als bohnenstrohspezifisch angesehen werden kann}.

Nun ist hier nicht der Ort, um über Bedingungen der Möglichkeit zu räsonnieren, etwa um nach konkreten natürlichen oder gesellschaftlichen Voraussetzungen zu fahnden, die bohnenstrohliche Wanderungen zwingend machen (wie das für eine andere Spezies in einem anderen Zusammenhang Professor Wolfgang Domenikus Wurmbrösel, dem Wunderkind aus Linsengericht, mit seiner bahnbrechenden Arbeit ‚Und sie bewegen sich doch! – Versuche über die pränatalen Konditionen postzyklischer Konvulsionen der Testudinidae während akustischer Beschallung‘, im After Verlag 1995 erschienen, so eindrucksvoll gelungen ist, in der er ‚Aerobic bei den Schildkröten‘ nachweist; - oder das hochbrisante Material, das in Form kürzlich erstellter Filmdokumente und Interviews mit Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft vorliegt: bereits nach ersten vorsichtigen Annäherungen an den Galimathias darf von einer konditionalen Funktion der Sackratten für das Taschenbillard gesprochen werden).

Ferner besteht auch kein Anlaß, metaphysisch zu werden und in philosophischer Schwärmerei betreffs eines letzten Urgrunds bohnenstrohlicher Wanderaktivitäten herum zu spekulieren, um womöglich mit dem findungsarmen Gerede eines Heraklit abgespeist zu werden, der dadurch schulbuchwürdig wurde, daß er dem Wesen der Dinge aquaphile Neigungen angedichtet hat: zeitlebens hat er es (das Wesen der Dinge) nämlich im Fluß vermutet! – Anstatt näheres über die bohnenstrohlichen Wanderungen in Erfahrung zu bringen, würde man bloß im Trüben fischen und hätte ein weiteres, ungelöstes Problem am Hals, von dem man nicht wüßte, was davon zu halten wäre, geschweige denn, was man dazu sagen sollte, außer vielleicht, daß der alte Heraklit nicht viel gewußt hat von den Dingen, wenn er uns weismachen will, daß ihr Wesen gar nicht in ihnen, sondern in etwas ganz anderem, verdachtsweise in einem Fluß, liegen würde; und er sagt nicht mal, in welchem! – Überhaupt scheint dieser Grieche nicht ganz richtig im Oberstübchen gewesen zu sein: Wer je die Flüsse im klassischen Hellas in Augenschein genommen hat, fragt sich unweigerlich, welche Dinge es wohl sein könnten, die es verstehen, sich wesentlich in derart armseligen Rinnsalen zu verbergen, von denen ein Großteil ohnehin die längste Zeit im Jahr ausgetrocknet ist!

Wie anders die Nibelungen Sagen! Nordisch kühl weiß man in diesem blutrünstigen Potpourri deutschen Brauchtums wenigstens wovon die Rede ist: Die Dinge heißen hier unmißverständlich „Schatz der Nibelungen“, und auch der Fluß, worin der ruchlose ‚Hagen‘ ihn nach einigem undurchsichtigen Hin und Her versenkt, ist bestens bekannt – es ist der ‚Rhein‘. – Na also, es geht doch!

Man sieht, die philosophische Spekulation ist gänzlich ungeeignet, irgendwelchen Dingen auf den Grund zu gehen, und seien es so läppische Angelegenheiten wie bohnenstrohliche Wanderungen. Und auch die anderen Wissenschaften, die sich der Deutung von Sein und Bewußtsein gewidmet haben, scheinen eher eine enge Verwandtschaft zu Sagen und Märchen zu pflegen, als Merkliches zur Überwindung der Trennung von Subjekt und Objekt, sprich: Wissen, hervorzubringen: Werden Sagen und Märchen eher ‚ad maiorem Dei gloriam‘ (das ist bayrisch! Wer wissen will, was das heißt, der mag den Stoiber fragen. Der Stoiber ist ein kreuzgelehrtes Haus, der schaut dem Volk aufs Maul, der kennt sich aus mit Sitten, Gebräuchen und Mundarten) zur Ergötzung moralischer Gemüter fabriziert, zur Ermunterung eines frommen Sinns, fühlen sich die real existierenden Wissenschaftler gerade darin den Sagenspinnern und Märchentanten innigst verbunden: Liebend gerne erfinden auch sie die verwegensten Geschichten, begründen neue Mythen (die dann Schulen heißen) oder bemühen alte, um mit absichtsvollem Blödsinn die jeweils aktuelle politische Gewalt und die von ihr eingerichteten Lebensumstände kritisch zu begleiten, will heißen, unwidersprechlich erscheinen zu lassen und zu einem Grundbedürfnis des Menschen zu verklären.
Insofern also die aktuelle Form dieser Sorte Wissenschaft darin besteht, mit allerlei Deutungskunststückchen aufzuwarten, sich im Aufzählen und Auffinden von allerlei Denkbarkeiten zu übertrumpfen und für diesen abgeschmackten Schmonzens ohne jede Scham Glaubwürdigkeit zu verlangen, darf und kann solches auch für bohnenstrohliche Wanderungen beansprucht werden - auch derlei Albernheiten sind lässig denkbar und können ohne jede Notwendigkeit, aber mit dem gleichen tiefen Ernst für bare Münze genommen werden wie

- die eigenartigen Sorgen um den Zustand der Nation, die sich das kujonierte Genie des Bremer Soziologen und Stadtmusikanten Professor Gerhardt Amendt machte: Laut Amendt ist nämlich mit einer schrankenlos grassierenden „Duzeritis“ so etwas wie eine ‚elfte Plage‘ über den deutschen Teil der Kinder Gottes gekommen, der sich der smarte Herr Professor mit all seinem Mut und den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln der ‚Bild-Zeitung‘ entgegen zu stemmen entschlossen hat: „Mit dem ‚Du‘ in der Firma (Tach Chef! Bist du blau oder machst du blau?) und an der Uni (das ist sicherlich kein wörtliches Zitat. ‚Uni‘ – dieser Wort-Torso, unverblümter Ausdruck intimtuerischer Zudringlichkeit, käme dem Bremer Uni-Unikum garantiert nicht über seine distanzgemuten Lippen; das wäre ja so, als würde er zur ehrwürdigen Alma Mater ‚Du‘ sagen!) muß endlich Schluß sein“, fordert der Wissenschaftler und wundert sich, daß außer ihm – und vielleicht noch Klaus von Dohnany – niemand diese Gefahr erkennt und auch – außer diesen beiden – niemand ernsthaft darunter leidet.
Doch was macht das ‚Du‘ eigentlich so gefährlich? „Das ‚Du‘ täuscht eine Nähe vor (gemein!), die eigentlich gar nicht da ist.“ – Aber das ist es ja nicht allein: „Wer sich(?) siezt(?), kann leichter(????) kritisieren, ohne falsche(!) Rücksicht zu nehmen.“ Mal abgesehen davon, was bei diesem Herrn Gelehrten Kritik zu sein scheint, entnehmen wir der Klage, daß er des öfteren liebend gerne etwas kritisieren würde, sich aber nicht traut. Deswegen ‚siezt‘ er sich einen an. Ähnlich wie das stink normale Besäufnis mit den altbewährten Mitteln, senkt „siezen“ offenbar die Hemmschwelle – und schon kann auch ein Soziologe herum kritisieren, ohne durch übermäßiges Lallen aufzufallen.
Einmal in Fahrt, sieht der ehrbegierige Professor rosige Zeiten heraufziehen: „Wir werden uns künftig weniger duzen.“ – Das kommt nicht überraschend: Wer Sie zu sich sagt, duzt sich nicht. „Denn das ‚Sie‘ schützt uns wie eine Schranke.“ Und vor wem? Vor dem ‚Du‘.
Im Jahre 2000 schon, jubelt er, „duzen wir uns nur noch mit Familie und Freunden.“
Da haben wir ja noch mal Glück gehabt!! Rechtzeitig zur Jahrtausendwende gelingt ihm der große Wurf: Die Menschen sind reif, reif für den kategorischen Amendtativ: „Lieber ein freimütiges ‚Sie‘ als ein verlogenes ‚Du‘.“ Bleibt anzumerken, dass sich auch im Jahre 2004 die Prophezeiung des Professors nicht bewahrheitet hat: Selbst deftige Bußgelder hindern manche Menschen nicht, außer außerhalb ihrer Familie und ihres Freundeskreises Polizisten mit dem Du zu nötigen.

- das nüchterne Ende des ältesten und sicherlich mysteriösesten Naturwunders: Um das Gesundheitswesen mit den neu definierten Bedürfnissen des Staatshaushalts in Einklang zu bringen, hat die Gesundheitsministerin in gewohnt rücksichtsloser Manier ohne viel Federlesens alle Klapperstörche rausgeschmissen und die Frauen müssen seither selber zusehen, wie sie Kinder zur Welt bringen.

Die Klapperstörche sind über soviel Undankbarkeit und soziale Kälte in eine ernste
Sinnkrise geraten und sterben seither aus, was wiederum sehr anständig von ihnen
ist. Regierung und Opposition haben diesen Vorgang jedenfalls mit großer Erleichterung aufgenommen und als einen außergewöhnlichen takt- und würdenvollen Beitrag zum Gemeinwesen begrüßt: In vorbildlicher Weise trügen die Klapperstörche in eigener Verantwortung Sorge dafür, daß sie dem Steuerzahler nicht als nutzlose Fresser auf der Tasche lägen oder, schlimmer noch, die Kriminalstatistik bereicherten. Den Klapperstörchen sei der tiefe Respekt und die unverbrüchliche Solidarität der Regierung und des ganzen Volkes versichert.
(Diese öffentliche Inszenierung regierungsamtlichen Bedauerns ist natürlich auch ein deutlicher Fingerzeig für andere gesellschaftliche Gruppen, das Gebaren der Stelzvögel für sich selbst als ein durchaus praktikables Lösungsmodell in Betracht zu ziehen. Um nur ein Beispiel zu geben: Es ließe sich die immer prekärere Ausmaße annehmende Knebelung staatlicher Mittel zur Finanzierung eines in dieser Größenordnung nicht akzeptablen gerontokratischen Überhangs der Bevölkerung durch ein nämliches Verhalten in Grenzen halten – schließlich benötigt nicht jeder Siebzigjährige ein lebendiges Exemplar seines Großvaters)

Als weniger beglückend wurde allerdings die Tatsache empfunden, daß sich die deutschen Frauen, über Jahrtausende an den klapperstorchlichen Geburtsservice gewöhnt, nicht auf die schmerzhafte und unkomfortable Einrichtung der sogenannten ‚natürlichen‘ Kindsgeburt einzustellen vermochten:

Ein Volk verkraftet den Sparstrumpf – Pardon: Kulturschock natürlich – nicht und muß seine Führer zum wiederholten Male enttäuschen – es stirbt aus.

Niemals wird es deutschen Müttern vergönnt sein, so ‚leckere Penze‘ durch die Straßen zu schieben wie Helmut Kohl, Norbert Blüm, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Rita Süßmuth, Heide Simonis oder den Zufallsdeutschen Joschka Fischer. {Um ein Haar wäre dieser charismatische Führer der Deutschen nämlich in der Puszta ausgesetzt worden, und sein ungeheures politisches Potential wäre durch diesen ‚Beinah-Aussatz‘ in der seinerzeit tiefsozialistischen Botanik auf immer verloren gegangen. Denn was hätte er als magyarischer Grünspecht schon groß bewirken können? Klitzekleine Brötchen hätte er backen müssen, sich von jedem aus Deutschland angereisten bündisgrünen Polittouristen bescheidstoßen lassen und die Turnschuhe seiner teutonischen Vorbilder auftragen müssen. Wahrscheinlich wäre er schlecht bezahlter Taxifahrer geblieben, würde mit irgendwelchen Piroschkas herum poussieren, statt zum Haus in der Toskana hätte es nur zum Geräteschuppen im Garten gereicht und anstelle des honorigen Präsidenten des deutschen Bundestages hätte er einen ganz und gar unbedeutenden ungarischen Landsmann – allerdings ‚ohne Verlaub‘ – als Arschloch beschimpft und womöglich seinen Job verloren. - Nun gut, auf diese Weise wäre zwar dem deutschen Buchhandel der frühen siebziger Jahre ein erster Versuch des organisierten Bücherklaus erspart geblieben, hat doch dieser kreative junge Mann seinerzeit systematisch alle Buchhandlungen zwischen Darmstadt und Siegen beklaut und das Diebesgut billigst an zeitgeistkompaltible Kommilitonen verscherbelt, doch wäre dafür seine Heiligsprechung des Krieges ganz sicherlich als Stammtischgelaber eines unterbelichteten Polkasimpels abgetan worden und die bündnisgrünen Liebhaber einer deutscher Staatsgewalt, die sich andere Nationen idealiter und nur einvernehmlich gefügig macht (aber gefügig sollen sie schon sein), würden immer noch im pazifistischen Koma dahin dämmern , Soldaten als „potentielle Mörder“ verunglimpfen, Deserteuren eins, zwei, drei... ganz viele Denkmäler setzen, häßliche Vorurteile gegen den Krieg schüren, ihn als „Perversion des Denkens“ verteufeln und seine therapeutische Natur hartnäckig verleugnen. Sie hätten ewig und drei Tage nicht geschnallt, daß spätestens seit Constantin dem Großen („Durch dieses Zeichen siege“ soll ihm der Herrgott eingeflüstert haben. Und über wen sollte er triumphieren? Über seine Thronrivalen, versteht sich) Kriege nur „im Auftrag“ höherer Werte oder höherer Mächte geführt werden; daß „der ach so finstere (kuckuck!!) US-Imperialismus“ nicht deswegen in den zweiten Weltkrieg eingestiegen ist, um die in Asien und Europa beheimatete imperialistische Konkurrenz aufzumischen, sondern die „Welt vom Nationalsozialismus“, die Juden aus den Konzentrationslagern (jedenfalls die wenigen, die diesen Großeinsatz in Sachen ‚Verhinderung von Völkermord‘ erlebt haben), die Engländer und Franzosen von ihrem sie doch bloß erdrückenden kolonialen Ballast, die Japaner von Hiroshima und Nagasaki zu befreien und Kaugummi, Coca Cola und jede Menge Dollars zu verteilen.
Diese stramme Ansammlung guter Werke hat die bündnisgrünen Pazifisten zweifelsohne tief beeindruckt. Sie haben ihr Verhältnis zum Krieg neu überdacht, ohne sich dabei allzu sehr von verkrusteten Vorstellungen leiten zu lassen und können ihm, unter der Voraussetzung, daß er dem Frieden dient (welcher Krieg tut das nicht?), durchaus positive Seiten abgewinnen und haben sich auch gleich in den erstbesten gestürzt, gegen den schon deswegen nichts zu sagen ist, weil ihn nun bündnisgrüne Kehlen (mit) ausgerufen haben}

Die Opposition warf der Gesundheitsministerin Untätigkeit und(?) falsche Weichenstellung vor und forderte mit allem Nachdruck ihren Rücktritt. Die Ministerin zeigte sich tief betroffen und wies alle Anschuldigungen empört zurück: „Meine Damen und Herren von der Opposition, das ist ein schäbiges Spiel, das sie hier betreiben, ja wohl, ich sage es noch mal und mit allem Nachdruck: Ein schäbiges Spiel! Wir waren uns alle einig in diesem Hause: So konnten wir nicht weitermachen.“ Dass nach den oben genannten Maßnahmen nun ebenfalls, und zwar endgültig, nicht weitergemacht werden könne, sei zwar schmerzlich, aber so nicht vorhersehbar gewesen. Leider wäre unter den gegebenen Umständen ein Gegensteuern nicht möglich, da sowohl Frauen als auch Klapperstörche laut fachärztlichem Bulletin in tiefe Depressionen gefallen und auf lange Sicht außerstande wären, dieses Schicksal vom deutschen Volke abzuwenden. – Verzweifelte Bemühungen der Ministerin, den Bestand des Volkes nach Entenhausener Vorbild mittels Verneffung und Vernichtung wenigstens vorübergehend sicherzustellen, müßten als Fehlschlag bezeichnet werden. Ebenso wären esoterische Bemühungen, durch bloßes Wünschen Kinder zu erzeugen, erst im Anfangsstadium, wann diese Technik ausgereift ist, stünde in den Sternen. Die Bundesregierung werde die genannten Wege nicht weiter verfolgen.
Als unerträglich und unzumutbar, aus ethischen und anderen Gründen, wies die Ministerin die Forderung der Opposition zurück, das Eheversprechen vorübergehend auszusetzen, damit Männer deutscher Abstammung mit Frauen anderer Nationen kopulieren könnten, die nicht vom deutschen Sonderweg betroffen wären. Es käme dies dem geschmacklosen Antrag der FDP gleich, die traditionell unflexible deutsche Hausfrau einfach durch geburtsfreudige Becken aus anderen Weltregionen zu ersetzen, denen die Bequemlichkeiten der Storchgeburt unbekannt wären. In diesem Zusammenhang verwahrte sich die Ministerin auch gegen den Vorwurf, die Bundesregierung würde wegen rassistischer Vorbehalte die Existenz des deutschen Volkes zur Disposition stellen: „Wir tun dies alles nicht leichtfertig und aus Eitelkeit, meine Damen und Herren der Opposition, das können sie der Regierung schon abnehmen. Aber würden wir ihren Vorschlag annehmen – es wäre nicht mehr dasselbe Volk, es wäre nicht mehr dasselbe Volk. Ein Volk läßt sich nicht aus x-beliebigen Schenkeln herauspressen! Auch ethnisch, ganz abgesehen von ethischen Bedenken, ist dies nicht zu vertreten. Sicherlich sei es für alle Deutschen, vor allem die in politischer Verantwortung stehenden, eine bittere Stunde und viele Kolleginnen und Kollegen täten sich verständlicherweise schwer mit der Aussicht, daß es für deutsche Politiker in Bälde nichts mehr zu regieren gebe. „Das trifft uns alle gleichermaßen. Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, besitzen nicht das Monopol auf Trauer, Wut und Enttäuschung über das Schicksal unseres Volkes.“

Der Bundeskanzler gab eine kurze Regierungserklärung ab: „Wir, die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien, haben im Namen des Volkes die schwerste Entscheidung in der Geschichte der Deutschen Nation getroffen, und sie dürfen unterstellen: Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Wir werden die neuerliche Heimsuchung unseres Volkes akzeptieren: Das Deutsche Volk wird mit allem gebotenen Anstand und mit großer würde aus der Völkerfamilie ausscheiden. Ein Kleben an dem Land, das die natürliche Grundlage unseres Vaterlandes ist, ein Kleben an den Sesseln der Macht, wird es mit uns nicht geben. Deutschland – das ist nicht die schlichte Summe aus Land und Macht, Land kann man erobern, Macht kann man erwerben; Deutschland ist die über Jahrhunderte in den Herzen der Menschen gewachsene Zuneigung, ja Liebe zu unserem Vaterland. Wir Deutsche waren stets ein stolzes Volk. Aber, wenn ein Volk den Bestand aus sich heraus zu sichern nicht imstande ist, dann darf es kein Anrecht auf einen Platz in der Mitte der Völkerfamilie erheben.“
Eine zwanzigminütige öffentliche Weinung des Kanzlers und des Kabinetts war für den nächsten Tag angesetzt und wurde von allen Radio- und Fernsehstationen weltweit direkt übertragen. Im Anschluß an diese Zeremonie zog der Kanzler in einer denkwürdigen Rede sichtlich bewegt eine letzte Bilanz: „Dies ist die wohl schmerzlichste Stunde in der Geschichte des Deutschen Volkes. Der uns alle in den letzten Wochen und Monaten quälende Verdacht ist in diesen Tagen unerschütterliche Gewißheit geworden: Für uns Deutsche geht, was Geschichte bedeutet, endgültig und unwiderruflich zu Ende. Dem einen oder anderen mag insbesondere das ‚Wie‘ bitter aufstoßen: Wir wurden von keinem äußeren Feind in die Knie gezwungen, von keiner überlegenen Macht in alle Winde zerstreut; nicht Hunger, Pestilenz oder eine Naturkatastrophe, gegen die kein Volk letztendlich gewappnet ist, wird unseren Namen aus der Geschichte auslöschen, sondern unsere eigene Leichtfertigkeit, oder – wie manche Kritiker sagen: Unsere eigene Maßlosigkeit. Ich will das hier und jetzt nicht weiter vertiefen, nur lassen sie mich eines mit Stolz hinzufügen: Wir werden auch nicht mit einem Winseln abtreten von der Bühne der Weltgeschichte, auf der wir über Jahrtausende so meisterhaft eine herausragende Rolle zu spielen wußten. Wie kaum ein anderes Volk haben die Deutschen der Geschichte ihren Stempel aufgedrückt. –
Wir wollen diese Stunde nutzen, in aller Demut und Bescheidenheit Dank zu sagen Gott und der Welt, und der großen Momente und Persönlichkeiten deutscher Geschichte gedenken, der Frauen und Männer, die sie prägten, ich erinnere vor allem an Fürst Pückler, den großartigen Rolf Kauka und nicht zuletzt an Caroline Reiber, die wie niemand sonst so erotisch das ‚R‘ rollen konnte ... ‘rrrrrrrrr‘ ....
Doch etwas anderes bleibt uns auf diese Weise erspart, wenn auch auf eine schon unbefriedigende Weise: Wir laufen keinesfalls mehr Gefahr, um einen meiner Vorgänger im Amt zu zitieren, Gefangene der Geschichte werden. Der eigentliche Sinn der Erinnerung sei es, so sagte er, wachsam zu sein für die Zukunft. Für uns Deutsche bedeutet dies zum einen Abschied nehmen, Abschied von unseren politischen Freunden und Weggefährten und, zum anderen, alles zu tun, um in guter Erinnerung zu bleiben, die Erinnerung an uns in den Herzen der Völker, die unseren Platz einnehmen werden, wachzuhalten und zu gestalten, damit sie uns ein bleibendes und ehrenvolles Andenken bewahren. Mein Freund, der französische Staatspräsident, hat mir in die Hand versprochen, daß künftig Frankreichs Bäcker zum Gedenken an das Deutsche Volk täglich Sauerteigbrot, auch Graubrot genannt, backen werden. Wir verstehen dies als große Geste der Solidarität und Verbundenheit des französischen Volkes mit dem unsrigen.
Es bedeutet zum Dritten, daß wir Deutsche unsere Rechnungen immer selber beglichen haben. Damit das auch so bleibt, geht von hier aus die folgende Ermahnung an jeden von euch, hier im Hause und draußen im Lande: Der Letzte macht bitte das Licht aus!“

- das Wunder der Schöpfung: Einführung der Sieben-Tage-Woche oder vielleicht doch Urknall?
Und so weiter und so fort.

Donnerstag, 8. Februar 2007

Heine in Walhalla

Heine in der Walhalla
Ein Vorruf

„Müde Beine,
viele Steine,
Aussicht keine,
Heinrich Heine.“

Sie öffnen die Walhalla,
der Deutschen Totenschrein,
dem vielgeschmähten Heine
im Jahre 2009.

Ausgerechnet ihn traf die
Wahl der Heimatleuchten,
ihn, den frühen Kritiker
und Spötter alles Deutschen.

Im Parthenon der "teutschen Stämme"
wird er eingebeint,
und 'Café Deutschlands' Immendorf
hat schon den Marmorstein.

Er wähnt in Heine den Bruder im Geist,
der, wie er, mit zartem Gefühle –
an der deutschen Zerrissenheit litt
in seinem Pariser Exile.

Als wäre in der Rue d'Amsterdam
der Lieben daheim zu gedenken,
dasselbe wie als Patridiot
die Deutschlandfahne zu schwenken;

ferner für Klein- und Überhauptstaaterei
nur Abscheu und Ekel empfinden,
dasselbe wie der Wunsch, die deutsche
Teilung zu überwinden.

Und zieht mit spitzem Preußenpickel
eine Naht durch Heines Fratz,
die nun, im schwarz-rot-goldenen Schnitt,
zur Deutschlandkarte zerkratzt.

Er will mit harten Schlägen
in marmorweißen Tönen,
Heines vormärzliches Beißen mit
dem Nachkriegsdeutschland versöhnen.

Als wäre Heines Ablehnung
des Staates obsolet,
nur weil heute oben drüber
BR-Deutschland steht.

Frankensteingemetzt kommt Heine
dann zu den anderen Heroen,
die von der Regensburger Höh’
den Erdenmenschen drohen.

Da brüllen die Trommeten,
es klagt die Kirchturmuhr,
Goethe schweigt und Luther flucht:
„Der Hundsfott kommt nach hier?

Der Jud! Der Auswurf soll bei uns
Gotts Gerechten harren?
Der Teufel wird mit seym Huf ein
Loch in den Boden scharren,

dass aus tiefem Höllenschlund
die Bosheit herausschlage.
Seuchen nur und Pestilenz
brachte die Judenplage!

Allweil hat der sein Herre bestänkert,
hat Gottes Wort verspott.
Den madigen Geizwanst sollt’ man nicht ehren:
o nein, schlagt ihn noch mal tot!!“ –

Die Stoibers von heute kümmert das nicht,
sie haben Heine „gesetzt“,
die Stoibers damals haben dafür
„Harry“ durch Europa gehetzt.

Sie machten dem Paradies-auf-Erden-
Schwärmer was eben ging madig;
und nun, nach hundertfünfzig Jahren,
wird er zum Ehrenkasper begnadigt.

Da jauchzen die Trommeten,
die Loreley erbebt,
die Trommel wird geschlagen,
das Leichentuch gewebt.

Eben jenes Leichentuch
aus feinstem Garn gewoben,
das er in seinem „Weberlied“
einst über Deutschland gezogen.

Da schau! Die Kanaillen triumphieren.
Stolz sind sie! Sollen sie’s doch sein.
Nur, warum stellen sie in ihre Walhalla
nicht Ihresgleichen hinein!

Gerade erst hat sich Günter Grass
biographisch beworben,
den könnten sie in ihre Walhalla
doch hübsch marmorn einnorden.

Grass ist ein echtes Teilungskind,
er hat Deutschlands Teilung durchlitten.
Dem steht die immendorfsche Naht –
breit ins Gesicht geschnitten.

Oder packt Grass samt SS-
Runen in frischen Firnis,
auch so passt er, anders als Heine,
zu den deutschen Ehrenhirnis.


Nachruf auf den Vorruf


Immendorf war's nicht vergönnt,
Heine zu verkratzen,
er wurde abberufen zu
den Ewigkeitsmatratzen.

Mit großem Pomp und viel Trara
trug man ihn zu Grabe,
der deutsche Zeitgeist stellte sich
auf zur Totenklage.

Es fanden sich passende Grabredner ein,
unter anderen Gerhard Schröder -
nahm Abschied von dem schrillen Freund,
der Straßen- vom Kunstköter.

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